Erich Schützendorf
Demenzadvokat und Autor
Biografie
Erich Schützendorf, Jg. 1949, studierte Pädagogik, Psychologie und Soziologie. Er war bis zu seiner Pensionierung VHS-Direktor und 40 Jahre Fachbereichsleiter für Fragen des Älterwerdens an der Volkshochschule des Kreises Viersen, Lehrbeauftragter für Soziale Gerontologie an der Hochschule Niederrhein, Dozent an Fachseminaren für Altenpflege.
Schon während des Studiums belegte er Vorlesungen und Seminare zum Thema „Älterwerden“ und „Alter“. 1976 begegnete er beruflich erstmals Menschen mit Demenz und er war sofort von ihnen fasziniert. Zu seinem Erstaunen interessierten sie sich nicht für das, was er war und konnte, sondern für den Klang seiner Stimme, für seine Augen und sein Lachen.
Er begann diese Menschen zu filmen, um sie besser verstehen zu können. In Interpretationswerkstätten arbeitete er sich mit Angehörigen und AltenpflegerInnen in die andere Weltvergegenwärtigung der Menschen hinein. Dabei entdeckte er viel Erfreuliches und er begann sich für das Recht auf unvernünftige Selbstbestimmung einzusetzen.
Buchtitel:
In Ruhe verrückt werden dürfen, Fischer Verlag 1991
Das Recht der Alten auf Eigensinn, Reinhardt Verlag
Zusammen mit Angehörigen, Betreuenden und Pflegenden hat er nach vertretbaren Kompromissen für einen anständigen Umgang in der oft schwierigen Beziehung zu Menschen mit Demenz gesucht. Er hat „Rettungsboote“ und „Inseln“ beschrieben, in denen die BegleiterInnen Kraft für das Eintauchen in das „Meer der Ver-rücktheit“ tanken können.
Buchtitel:
Die liebe Last, Fischer Verlag 1999
Vergesslich, störrisch, undankbar?, Reinhardt Verlag 2008
Wer pflegt, muss sich pflegen, Springer Verlag 2009
Sein eigenes Älterwerden hat er nie aus dem Auge verloren und ihm ist klar, dass er bald die Seiten wechseln wird und sich andere Gedanken um sein Wohlbefinden machen müssen. Dabei hofft er, dass sich die Gedanken seiner Begleiter darum drehen, wie man ihn am besten verwöhnen und nicht darum, wie man ihn aktivieren, therapieren und behandeln kann.
Buchtitel
In Ruhe alt werden können. Widerborstige Anmerkungen, Mabuse Verlag 2019
Meine Lebensverfügung für ein gepflegtes Alter, Reinhardt Verlag 2017
In seinen letzten Veröffentlichungen beschreibt er Demenz als eine Reise, die vom Verstande wegführt. Den Reisebegleitern empfiehlt er, den Menschen mit Gefühlen, Sinnlichkeit, Sanftheit und Spiel zu begegnen, beziehungsweise in seinen Worten „Feenstaub“ zu versprühen.
Buchtitel
Anderland verstehen, erleben, begreifen. Ein Reiseführer, Reinhardt Verlag 2019
Kommunikation mit Menschen mit Demenz, medhochzwei Verlag 2020
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3 Kommentare
Danke für das lehrreiche Interview mit dem Demenzadvokaten. Ich habe seine Bücher immer wieder gelesen und staune dennoch über die Weisheit der jahrelangen Erfahrung von Erich Schützendorf. Vielen herzlichen Dank für neue Einblicke und neue Gedanken!
Das Interview lässt mich über neue Fragen nachdenken:
Wieviel soll unsere Gesellschaft aushalten bei originellem Verhalten? Wo beginnt die Erregung öffentlichen Ärgernises bei nicht schuldfähigen Personen?
Wieviel Verstand brauche ich, um mein Wahlrecht ausüben zu können, um meine Interessen nicht nur von den Demenzaktivisten diese Symposiums vertreten zu bekommen, da ich ja nicht vom Wahlrecht ausgeschlossen bin, aber wer übersetzt mir das Wahlprogramm der Parteien für mich, da mich Farbe, Musik Bilder und Emotionen ansprechen?
Wie wird mit meiner Frustrationstoleranz von der Wertehaltung der mich Pflegenden umgegangen?
Vielen Dank für das Öffnen neuer Türen.
Herr Schützendorf scheint etwas arg fixiert zu sein auf menschliche Ausscheidungen. Wohl eher ein kleineres Problem im dementen Leben. Kommt vor aber nicht in der Breite wie sie Herr Schützendorf sie im Interview ausbreitet…