Renate Fengler

Ehemals pflegende Angehörigeund Alltagsbegleiterin

Renate Fengler
Interview
TV-Reportage 2008
Trailer
AUDIO - Interview
Die Ausstrahlung für diesen Beitrag startet am Dienstag, 28. September 09:00.   Bis zur Ausstrahlung sind es noch ...
Durch die frühe Diagnose ihres Klaus wurde Renate Fengler mit Demenz konfrontiert und navigierte sich und ihren Mann mit Vertrauen und Gelassenheit durch diese Zeiten.
Renate Fengler

Biografie

Ich bin 71 Jahre alt und seit 8 Jahren Witwe. Meinen Mann lernte ich 1976 während eines Urlaubs in Frankreich kennen. Obwohl wir erst 2001 heirateten, waren wir immer stark aufeinander bezogen und uns verband eine große Liebe. Klaus war knapp 66 Jahre alt, als sich bei ihm die ersten Demenzsymptome zeigten.
Ich war über 35 Jahre lang Lehrerin an einer Schule für Lernbehinderte und kannte Hirnleistungsstörungen aus vielen Jahren meines Berufslebens. Die Diagnose „Demenz“ überraschte mich nicht, zog mir zunächst aber quasi „den Boden unter den Füßen“ weg.

Da die Veränderung meines Mannes zu Beginn sehr langsam geschah, konnten wir noch einige Zeit gemeinsam ein schönes „Jetzt“ genießen und hatten noch viele Gelegenheiten zu lachen und fröhlich zu sein.
Währenddessen konnte ich mich Stück für Stück an das gewöhnen, was im Zusammenleben mit Klaus langsam beschwerlich und bedrückend wurde.
Die Angst vor den auf mich zukommenden Belastungen, die anfangs wie ein „Felsbrocken“ vor mir gelegen hat, ist im Laufe der Zeit letztendlich kleiner geworden – zumal Klaus von einer belastenden psychischen Veränderung durch die Krankheit verschont geblieben ist und es mir immer gelang, das Bild des Menschen zu bewahren, der er viele Jahrzehnte für mich gewesen war.

Die Begleitung meines Mannes durch die Krankheit gehört zu den eindrücklichsten Erfahrungen meines Lebens. Dass die Pflege zwar belastend, aber dennoch eine sinnvolle Aufgabe sein würde, wusste ich von Beginn an. Dass es häufig aber auch eine erfüllende und beglückende Aufgabe war – das habe ich im Laufe der Zeit immer wieder aufs Neue erfahren dürfen.

Die Demenz meines Mannes hat mir die Kraft gegeben, mich ehrenamtlich zu engagieren und anderen Menschen seelischen Beistand und praktische Hilfe anbieten zu können. Solange Klaus lebte, war ich „die Nehmende“ - nun bin ich seit 2014 „die Gebende“.

Für viele Angehörige bedeutet die Diagnose „Demenz“ ein Desaster. Ich würde mich freuen, wenn diese Menschen durch mein Engagement „auf die andere Seite der Angst“ gelangten und ich dazu beitragen könnte, dass sie freier sein können, weniger ängstlich und sie trotz dieses Schicksalsschlages in der Lage sind, Augen, Ohren und Sinne für die oft kleinen, aber dennoch vorhandenen Glücksmomente offen zu halten. Auch die Erfahrung, dass der Zugang zu der Welt, in der Menschen mit Demenz selbst im fortgeschrittenen Stadium leben, uns durchaus nicht verwehrt bleibt und es weiterhin viele Möglichkeiten des Zugangs und des Austauschs mit ihnen gibt, möchte ich mit ihnen teilen.

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4 Kommentare

  • Esti

    Sehr beeindruckend, wie ihr zwei das gemeistert habt. Hut ap. Man spürt die schöne Energie, die ihr habt.🙏🏼👍🏼🙏🏼

  • Katharina Scherr

    Ganz, ganz innigen Dank für diese und all die andern Sendungen!Ich war heute wieder tief berührt über die Hin ¨gabefähigkeit von Menschen, einer für den andern und für die vorbehaltlose Offenheit dem Leben gegenüber, wie es sich gerade zeigt!

  • Gundula

    Mit tiefem Mitgefühl und großer Bewunderung habe ich das Interview gehört. Es hat mir sehr gut getan und es ist für meine Situation ein großer Mehrwert. Herzlichen Dank auch an Michael, der die Interviews so wertschätzend führt und immer genau die Fragen stellt, auf die ich mir Antworten wünsche. Ich habe selten jemanden erlebt, der sich so wohltuend zurücknimmt und damit eigentlich die Hauptrolle spielt.

  • Kris

    Herzlichen Dank für diese berührende Geschichte und die Offenheit und Tiefe des Erzählten. Und auch noch mal ein Danke an Michael Hagedorn, der mir durch sein einfühlsames Nachfragen ermöglicht, Zugang zu Menschen zu finden, bei denen ich sonst vielleicht in einem Vorurteil versandet wäre.

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