Peter Wißmann

Team WaL; Demenzadvokat

Peter Wißmann
Interview
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Peter Wißmann, ehem. Geschäftsführer von Demenz Support Stuttgart, ist ein Vordenker für einen neuen Umgang mit Demenz. Auch in seinem Ruhestand lässt ihn dieses Thema nicht los.

Biografie

Peter Wißmann engagiert sich seit mehr als dreißig Jahren für das Thema Selbstbestimmung von älteren Menschen und von Personen, die mit kognitiven Beeinträchtigungen leben.

In der Zeit als Geschäftsführer der Demenz Support Stuttgart entwickelte er zahlreiche Initiativen, mit denen die Selbstvertretung, die Selbsthilfe und die gesellschaftliche Teilhabe von so genannten Demenzbetroffenen vorangebracht werden konnte (das Wort Demenz wird von ihm als stigmatisierend kritisiert).
So wie hier ging es ihm auch als langjährigem Herausgeber von demenz.DAS MAGAZIN (mit Michael Ganß), Vorstandmitglied der Aktion Demenz, Buchautor und Initiator kultureller Projekte immer darum, zu einem anderen Bild kognitiver Behinderung in der Gesellschaft beizutragen.

Seit 2021 lebt Peter Wißmann in Tirol und arbeitet im Rahmen des Team WaL – Wachstum ab der Lebensmitte sowie des Netzwerkes EmpowerMenz weiter an diesen Themen (deutsch-sprachiger Raum).

Im Herbst wird im Hogrefe-Verlag das Buch „Herausforderung angenommen!“ erscheinen, das er gemeinsam mit Beni Steinauer und Rolf Könemann (‚Demenzbetroffener‘ und Angehöriger) geschrieben hat. Zum Buch wird ein gleichnamiger Song veröffentlicht werden.
Hier geht es zum Buch

Kontakt: wissmann@team-wal.com

Das Motto von Peter Wißmann:
"Der Mensch kann nicht zu neuen Ufern aufbrechen, wenn er nicht den Mut aufbringt, die alten zu verlassen."
André Gide, französischer Schriftsteller

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52 Kommentare

  • Kirstin Lappalainen

    Wunderbar! Da sprach mir jemand aus der Seele! Als ehemalige Pflegekraft und Alltagsbegleiterin (derzeit in der Neuorientierung für neue Aufgaben) und in der Familie als Angehörige von Menschen mit der sog. Diagnose Demenz kann ich nur Bravo klatschen zu diesen Ausführungen. Da bekommt man sofort das Bedürfnis daran mitzuwirken. Aber auch sich selbst auf den Prüfstand zu stellen und noch mal die eigene Haltung zu reflektieren. Vielen Dank für diesen Beitrag!!!!!!!!!!!

  • Gundula Schulz

    Michael Hagedorn im Gespräch mit Peter Wißmann. Sehr bereichernd. Ich bin Angehörige und empfand das Gespräch als sehr interessant. Ich habe daraus gelernt. Insbesondere auch, mich mehr mit meiner „Fürsorge“ (die nicht immer erforderlich ist) zurückzunehmen und der Persönlichkeit meines Partners mehr Raum zu geben. Aber … 😉 Natürlich wäre es toll, wenn es in verschiedenen Bereichen (Tanzveranstaltungen, Chor, Gottesdienst u. v. m.) die Gruppenabgrenzung nicht gäbe. Allerdings empfinde ich die Abgrenzung auch als „Schutzraum“, in dem ein Erkrankter so sein darf, wie er ist. Beispiel dieser Woche: Kurzurlaub in Lüneburg. Kutschfahrt durch die Heide. Ca. 15 Personen. Wir saßen in der ersten Reihe. Mein Lebensgefährte hat in Minutenabständen den Kutscher gefragt, wie alt die Pferde sind. Zufällig sah ich, wie die Leute hinter uns mit den Augen rollten. So leid es mir tut … auch ich als Angehörige war sehr angespannt. Die nicht erkrankte Bevölkerung weiß ja nicht, dass bestimmte Verhaltensweisen mit dem Krankheitsbild zu tun haben. Dazu könnte ich eine Vielzahl von weiteren Beispielen bringen.
    Auch zu dem Thema „Neue Herausforderungen usw.“ eine Anmerkung: Ich staune, wenn im Gespräch gesagt wird, dass neue Herausforderungen möglich sind, Vorträge von Erkrankten gehalten werden usw.. Mein Partner ist ohne mich äußerst passiv. Er wartet immer darauf, dass ich ihn zu Aktivitäten bewege, die er dann auch gerne annimmt. Aber Eigeninitiative ist fast gar nicht vorhanden.
    Das sind dann wohl die Unterschiede.
    Schön fand ich auch, dass im Gespräch herausgestellt wurde, dass der Krankheitsverlauf immer unterschiedlich ist und man sich nicht sorgenvoll und voller Entsetzen auf solche Aussagen einlassen muss.
    Vorletzte Anmerkung: Wenn der Frisör meinen Partner gefragt hätte, wie die Haare geschnitten werden sollen, hätte er mich hilfesuchend angeschaut. Und dann helfe ich natürlich auch.
    Letzte Anmerkung: Nochmals danke für die vielen Impulse, die ich aus dem Gespräch gewinnen konnte.

  • Barbara Weißbacher

    Ich kann Herrn Wißmann sehr schlecht verstehen, leider.

  • Gisela

    Sehr geehrter Herr Wißmann
    Das mit der Sprache also nicht Demenz das kenne ich auch beim Gedächtnistraining. Ich bin schon seit 21 Jahren Gedächtnistrainerin und heute gibt es auch kaum noch Bücher darüber weil die Menschen dieses Wort ablehnen nach dem Motto wenn ich das brauche bin ich alt oder schlimmeres, vom Gefühl.
    Ich finde einfach das jeder der sich Mensch nennt die Wertschätzung allen gegenüber leben sollte egal was die Person für Krankheiten bzw Einschränkungen hat. Geduld und Sensibilität ist immer wichtig.
    Lieben Gruß Gisela

  • Norbert Brömmel

    Hallo Herr Wißmann, für diesen Beitrag. Er war für mich sehr inspirierend. Vieles was sie gesagt haben kann ich voll unterstützen. Besonders die Wertschätzung und Anerkennung des eigen Ichs von Menschen mit kognitiven schwächen ist sehr wichtig in der Zusammenarbeit mit ihnen. Ich wünsche ihnen weiterhin viel Erfolg

  • Ein wirklich großartiges Interview. Für mich auch spannend die Geschichte zu hören, einfach wie sich der Zugang zu Demenz gewandelt hat in den vielen Jahren. Gut gefallen hat mir auch der Hinweis auf die Selbstgefälligkeit der Demenzszene, dass oft nicht mehr reflektiert wird, weil man glaubt eh „die Besten“ zu sein. Toll dass Peter Wißmann am Thema weiterarbeitet und uns weiter inspiriert!

  • Manfred Fischer

    Die Stigmatisierung ist schwer aus den Köpfen zu bekommen.
    Warum sind Betroffene bis zu 2,5 Jahre so kreativ, ihren Zustand zu verbergen? Welche große kognitive Leistung!
    Leider hieß es in meinem Umfeld: Demenz ist ansteckend.
    Ich verwende statt Demenz den Begriff der Gefühlsaktiven. Wir unterschätzen die vorhandenen Fähigkeiten und daher habe ich mit Händen in den Hosentaschen gepflegt. Schärfen wir den Blick auf die positiven Fähigkeiten, die allzuoft nicht mehr gesehen werden.
    Ich stelle mir die Frage, wie reif und tolerant ist unsere Gesellschaft.
    Es tut gut, einem Fachmann zuzuhören, der hinter den Vorhang blickt.

  • Claudia

    Ein sehr interessantes Gespräch, vielen Dank! Ich bin überzeugt, dass Sprache unser Denken, unser Bewusst-Sein formt und finde es toll, dass dieser Aspekt hier so deutlich Beachtung findet. Veränderungen müssen sprachlich vorbereitet und begleitet werden…
    Als Atem-, Sprech- und Stimmtherapeutin begegne ich eher Menschen, die mit gravierenden Auswirkungen degenerativer Veränderungen zu kämpfen haben. Daher erscheinen mir die genannten Beispiele von Menschen, die trotz solcher Diagnosen auch nach Jahrzehnten noch kaum Einschränkungen haben, eher als seltene Ausnahmen.
    Wesentlich in diesem Zusammenhang finde ich den Begriff der Würde – unabhängig davon, ob, wie stark und von welchen Beeinträchtigungen ich betroffen bin.

  • Cecile Kuhn

    Herzlichen Dank für das wundervolle Interview.
    Sie sprechen mir aus dem Herzen. So viele Fähigkeiten von Menschen mit Gedächtnis abnehme werden übersehen. Ich bin inspiriert.
    Danke viel Mals.

  • Wo machen wir Türen zu statt sie auf? Das ist eine sehr gute Frage. Ich gehe sogar noch weiter und Frage mich: Wo verschliessen wir sie sogar und hängen ein dickes Schloss an?
    Das hilft mir meinen Weg zu gehen, wenn die Szene sich selber feiert. Wenn ich Schlösser sehe, dann glaube ich nicht mehr, dass es um den Menschen geht.
    Danke für dieses spannende Interview.

  • Oft gehört oder gelesen und trotzdem eine Bereicherung. Vielen Dank für dieses Interview Herr Wißmann!

  • Reiner Schmedemann

    Lieber Herr Wißmann,
    herzlichen Dank für dieses empathische Interview.

  • Karl Schlotter

    Als HSE i.A. (HilfsSchutzEngel in Ausbildung, meine Übersetzung für caregiver) möchte ich nicht, dass meine Ehefrau mit FTLD (SDppA, also Sprachverlust) der Geist abgesprochen wird!
    Ich spreche deshalb von CumMenz, es hilft mir auch mit meiner Umgebung in ein Gespräch zu kommen, ohne dass meine „sprachlose“ jung wirkende Frau sofort in eine Schublade gesteckt wird.

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