Simone Weiss
TimeSlips - Kultur trotzt Demenz
Simone Weiss
ist die Leiterin und Projektgründerin des Initiative Kultur trotzt Demenz in Braunschweig. Darüber hinaus ist sie Erzieherin, Gestalttherapeutin, Clownin, Heilpraktikerin für Psychotherapie, Diplom-Sozialpädagogin und zertifizierte Timeslips-Moderatorin. Und über diese außergewöhnliche Methode, die sie seit Jahren unter anderem im Herzog Anton Ulrich-Museum in Braunschweig anbietet, unterhalten wir uns in diesem Interview.
"Ich war ich als Lehrkraft für besondere Aufgaben an der Ostfalia an der Fakultät für Soziale Arbeit tätig. Von meiner Kollegin Frau Prof. Dr. Karin Wilkening lernte ich die Methode der "Aufgeweckten Kunstgeschichten" 2013 kennen. Sie arbeitete und forschte in Zürich und brachte die Methode u.a. auch durch eine Fortbildung mit nach Deutschland. Seit 2014 arbeite ich damit in sozialen Einrichtungen, ab 2015 in Museen. Die Zertifizierung durch die USA erhielt ich 2017. Ich ergänzte die Methode mit einem Erzählcafes aus der Biografiearbeit. Im Jahre 2019 erfolgte die Gründung der Initiative: "Kultur trotzt Demenz". Durch die veschiedenen Gemälde entstehen immer neue Themen. Es berührt mich wieviel Vertrauen und Offenheit die Teilnehmenden uns schenken. Denn die Freude die wir geben, kehrt ins eigene Herz zurück"
TimeSlips
„Kultur trotzt Demenz“ ist ein Bildungsangebot im Rahmen von lebenslangem Lernen. Auf Basis der Methode "TimeSlips" ermöglichen unsere Angebote kulturelle Bildung und Teilhabe für Menschen mit Demenz und deren Angehörige. Die Sitzungen sollen bei laufendem Betrieb und in der Öffnungszeit des Museums durchgeführt werden. Insofern ist eine Interaktion mit anderen Museumsbesuchern ausdrücklich vorgesehen. Die Methode animiert die Teilnehmenden dazu, das Kunstwerk auch mal anders zu sehen und sich auszutauschen.
Elemente und Arbeitsweise
Man trifft sich der Gruppe und gemeinsam wird zu einem Gemälde spontan eine Geschichte erfunden, erzählt und aufgeschrieben. Was eher scheinbar zufällig entsteht, ist jedoch das Ergebnis eines gezielten, strukturierten Vorgehens. Eine qualifizierte Moderatorin gestaltet und lenkt den Erzählprozess. Sie stellt anhand eines eigens entwickelten Leitfadens offene Fragen und orientiert sich dabei an den Beiträgen der Teilnehmer. Die Gesprächshaltung, die sie einnimmt, ist non-direktiv, Gesprächsbeiträge werden impulsgebend widergespiegelt und nicht bewertet. Alles ist wichtig und alles richtig.
Wirkweise auf die Teilnehmer
Schaut man sich unsere Erfahrungen an, so decken sie sich mit Forschungsergebnissen aus den USA. Bei einer Studie zur TimeSlips-Methode, die in Pennsylvania durchgeführt wurde, gab es für Personen mit diagnostizierter Demenz über einen Zeitraum von 6 Wochen zweimal pro Woche eine Stunde Geschichtenerzählen nach der TimeSlips-Methode. Eine Kontrollgruppe erhielt Angebote wie Gedächtnistraining, Gymnastik etc. Für die Teilnehmer der TimeSlips-Gruppe konnte festgestellt werden, dass die Kreativität wiederbelebt wurde und wuchs, dass sich die Lebensqualität steigerte, dass das Gesamtverhalten sich verbesserte und sie ausgeglichener waren. Die Teilnehmer fühlten sich gut, weil sie in sehr ansprechende Aktivitäten involviert waren.
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