Simone Weiss

TimeSlips - Kultur trotzt Demenz

Simone Weiss
Interview
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Die Ausstrahlung für diesen Beitrag startet am Sonntag, 28. Mai 06:59.   Bis zur Ausstrahlung sind es noch ...
ist die Leiterin und Projektgründerin des Initiative "Kultur trotzt Demenz" in Braunschweig und zertifizierte Timeslips-Moderatorin. Dieses außergewöhnliche Angebot, das von der Amerikanerin Anne Basting entwickelt wurde, bietet sie seit Jahren unter anderem im Herzog Anton Ulrich-Museum an.

Simone Weiss

ist die Leiterin und Projektgründerin des Initiative Kultur trotzt Demenz in Braunschweig. Darüber hinaus ist sie Erzieherin, Gestalttherapeutin, Clownin, Heilpraktikerin für Psychotherapie, Diplom-Sozialpädagogin und zertifizierte Timeslips-Moderatorin. Und über diese außergewöhnliche Methode, die sie seit Jahren unter anderem im Herzog Anton Ulrich-Museum in Braunschweig anbietet, unterhalten wir uns in diesem Interview.

"Ich war ich als Lehrkraft für besondere Aufgaben an der Ostfalia an der Fakultät für Soziale Arbeit tätig. Von meiner Kollegin Frau Prof. Dr. Karin Wilkening lernte ich die Methode der "Aufgeweckten Kunstgeschichten" 2013 kennen. Sie arbeitete und forschte in Zürich und brachte die Methode u.a. auch durch eine Fortbildung mit nach Deutschland. Seit 2014 arbeite ich damit in sozialen Einrichtungen, ab 2015 in Museen. Die Zertifizierung durch die USA erhielt ich 2017. Ich ergänzte die Methode mit einem Erzählcafes aus der Biografiearbeit. Im Jahre 2019 erfolgte die Gründung der Initiative: "Kultur trotzt Demenz". Durch die veschiedenen Gemälde entstehen immer neue Themen. Es berührt mich wieviel Vertrauen und Offenheit die Teilnehmenden uns schenken. Denn die Freude die wir geben, kehrt ins eigene Herz zurück"

TimeSlips

„Kultur trotzt Demenz“ ist ein Bildungsangebot im Rahmen von lebenslangem Lernen. Auf Basis der Methode "TimeSlips" ermöglichen unsere Angebote kulturelle Bildung und Teilhabe für Menschen mit Demenz und deren Angehörige. Die Sitzungen sollen bei laufendem Betrieb und in der Öffnungszeit des Museums durchgeführt werden. Insofern ist eine Interaktion mit anderen Museumsbesuchern ausdrücklich vorgesehen. Die Methode animiert die Teilnehmenden dazu, das Kunstwerk auch mal anders zu sehen und sich auszutauschen.

Nach jeder Sitzung im Museum ist ein Erzählcafé vorgesehen, welches das persönliche Kennenlernen und das Weiterspinnen eines thematischen, biografischen Fadens möglich macht. Für die Angehörigen und das Pflegepersonal kommt es häufig hinzu, dass sie die Teilnehmer in ihren Ressourcen wahrnehmen können. Diese Erfahrungen bringen eine neue Leichtigkeit für die pflegenden Angehörigen oder das Pflegepersonal in Einrichtungen mit sich. Das wirkt sich positiv auf die Stimmung aller nieder und hält lange vor. Das zeigen all die Rückmeldungen, die von den Teilnehmenden kommen.

Elemente und Arbeitsweise

Man trifft sich der Gruppe und gemeinsam wird zu einem Gemälde spontan eine Geschichte erfunden, erzählt und aufgeschrieben. Was eher scheinbar zufällig entsteht, ist jedoch das Ergebnis eines gezielten, strukturierten Vorgehens. Eine qualifizierte Moderatorin gestaltet und lenkt den Erzählprozess. Sie stellt anhand eines eigens entwickelten Leitfadens offene Fragen und orientiert sich dabei an den Beiträgen der Teilnehmer. Die Gesprächshaltung, die sie einnimmt, ist non-direktiv, Gesprächsbeiträge werden impulsgebend widergespiegelt und nicht bewertet. Alles ist wichtig und alles richtig.

Ein Schreiber notiert alles wortwörtlich. Dabei kann eine strukturelle Vorlage helfen. Ab und zu fasst er das bisher Gesagte zusammen und trägt es vor. Am Ende wird gemeinsam ein Titel gefunden und der Schreiber trägt die Geschichte samt Titel noch einmal lebendig vor. Beim nächsten Treffen wird die Geschichte gleich zu Beginn vorgetragen. Es dient der Erinnerung und Motivation der Teilnehmer. In der zweiten Reihe auf Lücke sitzen immer zwischen zwei Teilnehmern Helfer – die sogenannten Echoer. Sie wiederholen Gesagtes noch einmal oder tragen zu leise Gesagtes vor. Auch Gesten oder Stimmungen werden beobachtet und mit in die Geschichte eingeflochten. Ein Protokollant zählt die Beiträge der Teilnehmer und notiert die Moderationsfragen sowie seine Beobachtungen. Diese Arbeit kann auch auf mehrere Helfer aufgeteilt werden. „Kultur trotzt Demenz“ ist eine ressourcenorientierte Methode. Werden im Alltag unserer Teilnehmenden häufig ihre Defizite und Einschränkungen deutlich, so kommen hier die Ressourcen wie Kreativität, emotionale Spontanität und Lebenserfahrungen wieder zu Tage. Das geschieht in einem spielerischen Umgang mit Sprache, Stimme und Bewegung eingebettet in ein wertungsfrei gestaltetes Handlungsfeld. Freude und spontane Lust am Experimentieren stehen im Vordergrund. Die Methode spricht mit ihrer positiven Sicht auf die Menschen in ganz besonderer Weise direkt die Fantasie und die Sinne der Menschen an. Es wird kein Faktenwissen erwartet. Bei unseren Treffen haben die Teilnehmenden alle Freiheit, sich etwas auszudenken und dies unmittelbar in Rede, Mimik und Gestik auszudrücken.

Wirkweise auf die Teilnehmer

Schaut man sich unsere Erfahrungen an, so decken sie sich mit Forschungsergebnissen aus den USA. Bei einer Studie zur TimeSlips-Methode, die in Pennsylvania durchgeführt wurde, gab es für Personen mit diagnostizierter Demenz über einen Zeitraum von 6 Wochen zweimal pro Woche eine Stunde Geschichtenerzählen nach der TimeSlips-Methode. Eine Kontrollgruppe erhielt Angebote wie Gedächtnistraining, Gymnastik etc. Für die Teilnehmer der TimeSlips-Gruppe konnte festgestellt werden, dass die Kreativität wiederbelebt wurde und wuchs, dass sich die Lebensqualität steigerte, dass das Gesamtverhalten sich verbesserte und sie ausgeglichener waren. Die Teilnehmer fühlten sich gut, weil sie in sehr ansprechende Aktivitäten involviert waren.

Weiter konnte man beobachten, dass die Teilnehmer sich auf das Angebot freuten, dass sie emotional aktiv beteiligt waren, weniger Stimmungsschwankungen hatten und in diesen Wochen kaum Schmerz- u. Einschlafmedikamente benötigten. Außerdem zeigte sich, dass die Teilnehmer sich in den Gruppen mehr ansprachen oder grüßten und sich verbal oder nonverbal spontan dazu äußerten. All das oben Geschilderte konnten wir in Deutschland seit 2017 auch feststellen. Uns wurde zusätzlich noch zurückgemeldet, dass die TN auch außerhalb der Massnahme offener wurden und auch andere Bewohner grüßten oder sie ansprachen.

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